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IGU-Fahrradkonzept

Vorschläge und Anregungen für ein Fahrradkonzept für Kappeln

Hier finden Sie den Nachtrag vom Februar 2015 zum IGU Fahrradkonzept (PDF)

Allgemeines:

Der Trend zum Fahrrad ist in der Gesellschaft gewaltig.
Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Preise für Benzin und Diesel steigen weiter, knapper werdende Budgets in vielen Familien.
  • Teures Parken in den Innenstädten, wenn man denn überhaupt einen Parkplatz findet. Bis 3km Entfernung zur Innenstadt ist das Fahrrad dem Auto zeitlich überlegen.
  • Umweltbewusstsein, Verringern von CO2-Ausstoß in die Atmosphäre
  • Körperliche Betätigung, Fitness, Gesundheit
  • Radfahren als Erholung im Urlaub, oft ganze Familien mit kleinen Kindern auf Kinderfahrrädern
  • Naherholung in der Freizeit
  • Rasante Verbreitung der E-Räder (z.Zt. etwa 500 000 in Deutschland), die es auch älteren Menschen ermöglichen, ohne Anstrengung größere Strecken und Steigungen mit dem Rad zu bewältigen.
  • Kein Parkplatzbedarf für Fahrräder. Man kann Geschäfte, Ärzte etc. direkt ansteuern. Selbst mittlegroße Einkäufe lassen sich problemlos in Packtaschen verstauen. Jedes in der Innenstadt abgestellte Fahrrad entspricht einem nicht beanspruchten Parkplatz.

In den Wintermonaten, wenn das Radfahren unangenehm oder gefährlich ist, herrscht in Kappeln keine Parkplatznot.

Hier sieht man anhand der Fahrbahnmarkierung, wie breit der Radweg eigentlich sein müsste.

Durch die zunehmende Nutzung sind neue Probleme entstanden:

  • Die meisten Radwege werden auch von Fußgängern benutzt, von Familien mit Kindern, Kinderwagen, („Pulkbildung“), Behinderte mit Krankenfahrstühlen, Ältere mit Rollator, Hundebesitzer mit Hunden an der Leine, große Gruppen von Schulklassen oder Radwandergruppen.
  • Zweispurige Fahrradanhänger (Kinder, Hunde, Gepäck) werden häufiger verwendet. Erhöhter Platzbedarf!
  • Mit E-Rädern fährt man deutlich schneller.
  • Die meisten der vorhandenen Rad/Gehwege in Stadtnähe sind für die heutigen Anforderungen viel zu schmal! Ursprünglich wurden sie in der Mindestbreite für „Gegenverkehr“ von 2m gebaut. Diese stehen an vielen Stellen nicht mehr zur Verfügung (Kantenabbrüche durch Maschinen, eingewachsene seitliche Vegetation, Hecken, parkende Autos, Mülltonnen an den Abfuhrtagen). Radwege werden auch heute noch in Billigbauweise hergestellt. Wurzeln von Büschen und Bäumen, Maulwurfsgänge und Vegetation sorgen schnell für Aufbrüche und Querrinnen, so dass die Fahrbahn zu einer unangenehmen Buckelpiste entartet. (s. Einzeldarstellungen). Auf Wassergebundenen Wegen entstehen schnell 2 schmale Fahrspuren mit hohen Vegetationskanten (Sturzgefahr), falls diese nicht regelmäßig gepflegt werden.
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Anforderungen an die innerstädtischen Radwege, Lösungsansätze

  • Stadtnahe Radwege müssen Stadtteile effektiv miteinander verbinden: Einkaufszentren, Schulen, Stätten mit hohem Arbeitsaufkommen müssen gut zu erreichen sein.
  • Breite und Oberflächenbeschaffenheit sollen zum sicheren und angenehmen Radfahren einladen. Die Qualität muss sich am Straßenbau orientieren.
  • Für Autofahrer, die den Radweg queren müssen, muss der Radweg mit seiner Vorfahrt deutlich gekennzeichnet sein.

Viele Städte, vor allem Universitätsstädte (z.B. Münster, aber auch Papenburg) haben dieses Problem längst erkannt und durch rigorose Ausweisung von Straßen nur für den Fahrradverkehr und Fußgänger Beachtliches geleistet. Im Ruhrgebiet und in Hannover plant man bereits „Rad-Autobahnen“.

Renovierungsbedürftig und viel zu schmal zeigt sich der Weg zwischen Jugendherberge und Brücke.

 

Situation speziell in Kappeln an einigen Beispielen

Kopperby, Lüttfeld
Der vorhandene Rad/Fußweg ist die einzige Anbindung der Ortsteile an das Einkaufszentrum Loitmark und an die Innenstadt per Rad oder zu Fuß. Er ist Schulweg für alle Schüler aus Richtung Kopperby. (4 Schulen!)
Der vorhandene Fuß- und Radweg muss also den gesamten Nicht-Autoverkehr aufnehmen. Die theoretische (gesetzlich bei Gegenverkehr) vorgeschriebene Breite von 2m wird nur an wenigen Stellen auch praktisch erreicht. Beim Winterdienst wurden die Kanten von den schweren Maschinen zerfahren, von den Seiten macht sich der Randbewuchs breit und in Kopperby und gegenüber der Jugendherberge engt eine private Hecke den Weg ein.
Auf fast der gesamten Strecke ist die Oberfläche eine Zumutung. Jeder Maulwurfsgang erzeugt eine Delle im Asphalt, jeder Baum am Rande Aufbrüche Viele kleinere Straßen in der Umgebung, die oft nur einzelne Gehöften zugeordnet sind, weisen eine vielfach bessere Qualität auf, die auch laufend unterhalten wird. Auf den Fahrradwegen werden lediglich Wurzelaufbrüche notdürftig glattgefräst oder übergeteert.
Das Beispiel Kopperby zeigt, dass die Stadt es seit Jahrzehnten versäumt hat, für den jetzigen Stadtteil eine akzeptable Anbindung für Fußgänger und Radfahrer und Behindertenfahrstühle zu schaffen. Gerade in diesem Bereich sind häufig Behindertengruppen und ganze Schulklassen aus der Jugendherberge unterwegs. Alle Schulkinder dieses Ortsteils, die mit dem Rad zur Schule fahren, müssen ihn benutzen.

Konsequenz:
Der Weg kann diesen Anforderungen nur gerecht werden, wenn er auf 3m bis 3,5m Breite in einer Qualität ausgebaut wird, die wie eine normale Straße Baumwurzeln und Maulwurfsgängen widersteht. Evtl. sollte man, wie auf der Brücke, Fuß- und Radweg trennen.

Andere Problembeispiele an anderen Stellen:
Fuß- und Radweg am Park-Park. Umgehungsstr.
Es herrscht hier starker Fußgängerverkehr. Vom Parkplatz her wird aber durch parkende Autos mit überstehendem Vorderwagen fast ein Meter von Fuß/Radweg beansprucht. Für Radfahrer ist häufig kein Durchkommen. Deshalb benutzen viele direkt die Trasse über den Parkplatz, was bei rückwärts ausparkenden Autos manchmal zu schwierigen Situationen führt.
Hier kann man Abhilfe schaffen, indem man durch flache Barrieren verhindert, dass die Autos zu weit vorfahren.

Mehlby, Sandbek
Die Anbindung an die Schule im Hüholz über den Schoolstieg ist gut, nur die Wegbeschaffenheit des Schoolstiegs ist katastrophal. Grober Asphaltschredder mit Brocken bis Ziegelsteingröße eignet sich nicht für Fahrradwege. Anbindung Einkaufszentrum Wassermühlenholz über den grünen Weg ist vertretbar. Die Anbindung der Innenstadt über die Flensburger Str. muss dringend verbessert werden.

Anbindung der Gemeinschaftsschule in der Hindenburgstr.
Die Radverbindung Richtung Osten (Brücke) ist völlig ungeklärt. Fußgängerzonen, Einbahnstraßen oder Kopfsteinpflaster sind große Hemmnisse. Die Fabrikstr. sollte radikal neu gestaltet werden: Kein Parken, eine Hälfte für Autoverkehr (Einbahn), eine Hälfte für Radfahrer. Weiterführen der Trasse über Jönshof, Poststr. und Fährberg.

Weg zum Weidefelder Strand:
Dieser ist für Kappeln als Ferienort immens wichtig.
Hinter der Schleibrücke bietet das noch unbebaute Gelände westlich der Borkumer Str. große Möglichkeiten, einen attraktiven Weg durch parkartiges Gelände bis zur Einmündung Ostseestr. zu legen. Für den Weg an der Ostseestr. S. „Anforderungen an Radwege“

Treppe vom Hafen zum Lusthof.
Die neue Gestaltung mit steilen Schrägen ist unfallträchtig

Kopfsteinpflaster
An vielen Stellen in Kappeln müssen Radfahrer über Kopfsteinpflaster fahren. Das ist äußerst unangenehm und man weicht auf Fußwege aus. Man sollte prüfen, ob Fußwege zum Radfahren freigeben werden können oder die Seiten mit Kleinpflaster radfreundlicher gestalten.

Asphaltschrott als Wegebaumaterial
Wie viele Beispiele anderenorts zeigen, lassen sich Fahrradwege durchaus als komfortable wassergebundene Wege herstellen. Die in Kappeln häufig geübte Praxis, bei Reparaturen groben Asphaltschrott mit z.T. Ziegelsteingroßen Brocken als Wegebaumaterial zu verwenden, ist nicht praktikabel. Radfahrer kommen nur schwer damit zurecht, für ältere Menschen als Spaziergänger besteht Stolpergefahr. Für Rollatorbenutzer sind solche Wege völlig ungeeignet. (Beispiele: Schoolstieg, Wanderweg an der Schlei von der Feriensiedlung Rückeberg zur Volle-Siedlung).

Finanzierung:

Wer mit dem Rad fährt, braucht keinen PKW-Stellplatz. Daher ist eine Investition in Fahrradfreundlichkeit wesentlich effektiver in Hinsicht auf die Parkplatznot in Kappeln als der Neubau von Stellplätzen bzw. eines Parkhauses.
Die neue Landesregierung hat das Fahrradfahren als Teil der Energiewende auf dem Programm. Mit großzügigen Förderungen ist also trotz klammer Kassen zu rechnen.
Viele Maßnahmen erfordern keine hohen finanziellen Aufwendungen und können vom Bauhof durchgeführt werden. Bei dem Radweg nach Kopperby ist der Kreis SL-FL finanziell mit im Boot (Kreisstraße).
„Einladende“ Radwege in die Innenstadt verlocken überörtliche Touristen zu einem Besuch im Stadtzentrum. Radtrassen könnten eine wichtige Lenkungsfunktion übernehmen